Auch im 19. Jahrhundert hatte das Land Mühe seine Bevölkerung zu ernähren. Die Not der Menschen führte dazu dass einige sich als Söldner in fremden Kriegsdienste stellten und so vor allem in den Wintermonaten Geld für den Unterhalt ihrer Familien beschafften. Andere unterschrieben aber auch längjährige Verträge. Gute Bezahlung, vor allem für Offiziere, und lebenslange Pensionen lockten die Anwerber. Dafür gingen sie aber auch ein hohes Risiko ein. Nur die Hälfte überlebte.
Am 27. Oktober 1814 schloss der Stand Graubünden mit den Vereinigten Niederlanden eine Militärkapitulation (Soldbündnis) über die Errichtung eines Regiments. Im Regiment v. Sprecher Nr. 31 verpflichteten sich bis zu seiner Auflösung im Herbst 1829 nicht weniger als 4402 junge Männer zum Solddienst. Die Bündner kamen vor allem aus der Herrschaft, der Heimat des Regimentsinhabers Jakob Sprecher v. Bernegg, aus dem Prättigau, dem Vorderrheintal mit seinen Seitentälern und dem Domleschg.
Verschiedene Mitglieder der Familie Köhl traten in solche Dienste ein. Zu erwähnen sind hier:
Sebastian von Köhl (1734-†1781) war Grenadier-Oberlieutenant in Diensten der Republik Genua und später Kommandant eines Freikorps von 600 Mann, zeichnete sich in dem Kriegszug gegen die korsikanischen Rebellen rühmlich aus.
1789 werden in der Kriegs-Verfassung zu Chur für die 3. Infanterie folgende 3 Mitglieder der Familie Köhl aufgelistet.[70]
2te Kompanie:
4te Kompanie:
Soldaten in fremden Diensten waren Söldner und kämpften nicht nur in Europa für fremde Mächte, sondern auch in den Kolonien der grossen Kolonialmächte. Sie waren so also auch an der Eroberung und Unterjochung dieser Länder beteiligt. Da die Soldaten unverheiratet oder ohne ihre Frauen in den Dienst zogen kreierten die Besatzer manchmal Baracken Konkubinate, die es den Soldaten erlaubte in der lokalen Bevölkerung Haushaltshilfen zu rekrutieren. Aus diesen Beziehungen entstanden dann auch Kinder, welche oft zurückgelassen wurden. Viele Soldaten liessen sich aber nach Beendigung ihres Dienstes auch vor Ort nieder und kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück.
Oft wurden die Soldaten aber auch ungerecht und schlecht behandelt, besonders die unter der Armut leidenden Männer. Angeheuert für viele Jahre erhielten einige von ihnen nie ihre Pension. Oft veruntreuten Mittelsmänner die Pensionszahlungen. Sie litten auch unter chronischer Verschuldung und den schlechten Lebensbedingungen. Wer desertierte wurde hart bestraft und in Strafkompanien versetzt.
1859 wird mit dem Verbot des Anwerbens für ausländische Regimente das Ende für Fremde Dienste besiegelt.
Wer sich für dieses Thema weiter interessiert: Der Autor Erich Sutter hat ein Buch verfasst mit dem Titel "Keine Rettung möglich". In diesem Buch beschreibt er die Erlebnisse des Zürcher Schustergesellen Jakob Willi (1772-1804) welcher sich als junger Mann als Söldner verdingte und in fernen Ländern kämpfen musste.
Quellen:
70: Ein Bündner Offiziers-Etat von 1789, Semadeni, E., 1975
80: Graubünden und der Bockenkrieg 1804, Hubert Foerster, 1982