1793 war Charles Louis Huguet, Marquis de Sémonville mit Hugues-Bernard Maret nach Italien aufgebrochen, wo sie in einer geheimen Missionen im Grossherzogtum Toskana bzw. im Königreich Neapel unterwegs waren. Die beiden Gesandten wurden auf österreichischen Befehl hin im Veltlin entführt. Einer ihrer Begleiter war Christian Köhl. Die französischen Diplomaten blieben bis Dezember 1795 in einem Tiroler Gefängnis inhaftiert, bis es bei der Freilassung von Madame Royale, der Tochter des hingerichteten Königs Ludwig XVI, aus dem Tempelgefängnis zu einem Gefangenenaustausch kam.[74]
Doch was war genau geschehen? Österreichische Herren hatten den Amtmann von Traona, einer Region im Veltlin, dafür bezahlt die Reisegesellschaft zu überfallen, die französischen Diplomaten zu verhaften und zu inhaftieren. Christian Köhl, zu dieser Zeit Wachtmann der Stadt Chur, und weitere Begleiter waren in Chur angeheuert worden um die Reisenden sicher durch das Gebiet der Drei Bünde nach Italien zu geleiten. Nachdem die Reisegruppe den Splügenpass überquert und den Lago di Mezzzola passiert hatten überfiel der Amtsmann mit seinen Söldnern die Gruppe, verschleppte die Franzosen und liess deren Begleiter später wieder frei. Dies passierte auf dem Hoheitsgebiet der drei Bünde. Der Amtmann verstiess also gegen die Weisung seiner Herren in Chur. Christian Köhl kehrte unversehrt, aber sehr verärgert, nach Chur zurück und klagte vor dem Rat gegen den Amtmann von Traona. In seiner Denkschrift beschreibt er die Vorgänge ausführlich und beklagt die Einmischung fremder Herren und Richter.[60]
Quellen:
60: Denkschrift an alle freien Bürger von Chur, Christian Köhl, 1793, StAC D V/3.059.022
74: Sémonville, Charles Louis Huguet, Marquis de, Diverse, 1911